Ende und mehr
Und dann
am Ende
der Zeit
wenn mein Sehnen
mein Trachten
mein Herz
verweht
…
im Nichts
ich nicht
mehr weiß
meinen Namen
Reichst du mir
die Hand
Und sprichst
zu mir.
Und dann
am Ende
der Zeit
wenn mein Sehnen
mein Trachten
mein Herz
verweht
…
im Nichts
ich nicht
mehr weiß
meinen Namen
Reichst du mir
die Hand
Und sprichst
zu mir.
Es begab sich aber zu der Zeit,
dass Gott gefunden wurde
im Abstellraum der Kirche
im hintersten Schrank
in einer Kiste
voller Staub.
Peinlich berührt
der Pfarrer, die Mesnerin, der Architekt.
„Was machen wir denn nun mit Ihnen, Gott?“
Er passe so gar nicht mehr hinein
in die moderne Gestaltung
Er wirke ja doch schon recht antiquiert
und überhaupt, kann man das heute noch sagen:
Gott hält die ganze Welt in der Hand?
Ich werde sterben. Du auch.
Eines Tages, doch nicht heute, und doch todsicher, und die Frage bleibt:
Was bleibt von mir? Was werdet ihr, was werden alle dann wohl berichten über mich?
Werden sie richten über mich oder Gedichte dichten, werden sich die Lücken lichten, werden ganze Schichten sie dazu erdichten, werden sie von meinen Absichten und Ansichten noch berichten, werden sie verzichten, irgendwas dazuzudichten, werden sich Erinnerungen verdichten oder einfach nicht(-), was wird sein – sagen wir: Zwei Jahre danach? Was bleibt? Was bleibt am Grab? Was hattet ihr davon, dass es mich gab?
Ablauf und Texte des Oberndorfer Karfreitags am 30.3.2018
"Im Dunkel unsrer Nacht"
Ich öffnete mein Herz
zum ersten Mal seit urlanger Zeit.
Knarrend, stockend, zögernd nur
bewegte sich
die alteiserne rostige Tür.
Ich blickte hinein
und schreckte zurück.
Dunkel
lag leise, leblos, leer, verlassen
Staub
formte feine Fäden vor den fahlen Fenstern
Sorgen
türmten tausend trübe Trauertode
Nacht
dräute drohend dunkel, düster, dauernd, drängend
Die Türe zu!
Weg damit, weg damit!
doch er, er sprach nur:
Es werde Licht!
Mein Lebenston wird schon sehr bald verklingen.
In hundert Jahren weiß kein Mensch von mir.
Bis dahin will ich dir zum Lobe singen.
Bis dahin bringe ich mein Loblied dir.
Ich leb und liebe, doch du setzt den Rahmen.
Ich hoff und singe, bete ohne Ruhn.
Doch einmal ist‘s genug, ich spreche „Amen“
und leg in deine Hände all mein Tun.
Weihnachten
so oft gehört,
so oft gesehn.
Alle Jahre wieder.
Berührt es mich noch?
Ist heute noch „Heilige Nacht“ – bei mir?
Menschen stehen unter dem Kreuz. Gott fragt: Was habe ich dir getan, dass du gegen mich handelst?
So spricht er zu uns durch den Propheten Micha:
Was habe ich dir getan, mein Volk, und womit habe ich dich beschwert? Das sage mir!
und ich stand mit beiden Füßen
schwer am Boden
mitten im ehernen See des Lebens
angefüllt bis an den Rand
mit Leid und
Hass und
Krankheit und
Terminen und
Plänen.
Und ich sah
aufsteigen den Engel
des Herrn
leicht und
strahlend und
vollkommen und
so fröhlich,
fröhlich und vergnügt
Und ich zürnte dem Engel
und sprach:
Siehst du nicht
mein schweres Schicksal
Siehst du nicht
diese ganze Welt
ehern und schwer am Boden?
im Nebel der neusten Nachrichten
suche ich
finde nicht
Zwischen Twitter, Tatort, Tagesschau
suche ich
finde nicht
in Wortwolken voll Widerwärtigkeit im Web
suche ich
finde nicht
Lebenslasten, Leid, Lieblosigkeit
suche nicht
finde ich
Gott, den Gütigen, Gerechten
suche ich
finde nicht
Wo?