Der Astronaut

Autor/in

Ein Mann erwacht aus dem Koma in einem seltsamen runden Raum. Er weiß nicht, wo er ist oder wer er ist. Drei Robot-Arme sorgen für seine Gesundheit.

Wie soll man denn über ein Buch schreiben, das so beginnt, ohne irgend etwas vorwegzunehmen und damit viel von der Spannung wegzunehmen?

Ich versuche es so: Es ist eine Geschichte über unfreiwilliges Heldentum. Über Angst vor Zurückweisung und die Suche nach Anerkennung. Eine Geschichte über völlig unerwartete interstellare Freundschaften und interkulturellen Humor.

Eine Geschichte über verzweifelte letzte Hoffnung, über Wagemut, über technischen Erfindungsreichtum, über völlig unerwartete Probleme, die auf den ersten Blick nicht zu lösen sind. Über grenzenloses Vertrauen unter Freunden. Über ein Himmelfahrtskommando, das sich völlig anders entwickelt als geplant.

Eigentlich sind es sogar zwei Geschichten, durch Erinnerungsschübe des Protagonisten effektvoll ineinander verwoben. Nach und nach wird klar, wer er ist, was seine Aufgabe ist. Was ihn antreibt oder besser: antrieb. Und erst gegen Ende auch, wie er eigentlich in dieser Situation gelandet ist. Und es wird auch deutlich, wie unterschiedlich die Welten dieser beiden Geschichten sind. Werden sie irgendwie wieder zusammenfinden?

Galaktische Mikroben spielen eine gewichtige Rolle und manchmal wird’s ein bisschen technisch, auf einem gut verstehbaren, aber hohen Niveau. Es hat mich auch hier fasziniert, mit welchem Detailreichtum Andy Weir dies alles gestaltet hat. Keiner der üblichen Ansätze von Hyperlichtantrieben oder sonstwas – es gibt tatsächlich noch Neues in der Science Fiction. Ich jedenfalls habe das noch nicht gelesen.

Das Buch ist spannend und auf vielen Ebenen berührend. Ich konnte es kaum noch weglegen. Und es kann selbst am Schluss, wenn alles doch schon klar zu sein scheint, nochmal völlig überraschen. Das letzte Kapitel habe ich zweimal gelesen, weil es mir so gefallen hat. Denn eigentlich geht es darum, dass ein Mensch seine Berufung findet. Und nebenbei nicht nur eine Welt rettet.

Mich haben die Hauptpersonen des Buchs noch lange in Gedanken begleitet. Wie sie miteinander umgehen. Wie Verstehen wächst zwischen ihnen und schließlich tiefe Freundschaft. Für mich ein wirkliches Highlight der Science Fiction. Sehr sehr lesenswert!

(Ich habe es auf Englisch gelesen, aber ich gehe davon aus, dass diese sehr allgemein gehaltene Beschreibung auch auf die deutsche Übersetzung passen dürfte. :-) )

Kuschelpunkte

Buchinformationen

Weir, Andy: Der Astronaut. Broschiert, 560 Seiten, Heyne Verlag Mai 2021, ISBN 978-3-4533-2134-2, 16,99 €
Ebook-Version: 13,99 €
Originaltitel: ‎ The Project Hail Mary. Übersetzt von Jürgen Langowski