Predigtslam: Verkaufe alles?!?
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Predigtslam am 16.11.2018 in Coburg
Text: Markus 10, 17-27 (Übersetzung: Basisbibel)
17 Jesus machte sich wieder auf den Weg.
Da kam ein Mann angelaufen.
Er fiel vor ihm auf die Knie
und fragte ihn:
»Guter Lehrer,
was soll ich tun,
damit ich das ewige Leben bekomme?«
18 Jesus antwortete ihm:
»Warum nennst du mich gut?
Niemand ist gut außer einem: Gott.
19 Du kennst doch die Gebote:
›Du sollst nicht töten.
Du sollst die Ehe nicht brechen.
Du sollst nicht stehlen.
Du sollst keine falschen Aussagen machen.
Du sollst nicht betrügen.
Ehre deinen Vater und deine Mutter.‹«
20 Aber der Mann sagte:
»Lehrer, das alles befolge ich
seit meiner Jugend.«
21 Jesus sah ihn an.
Er gewann ihn lieb
und sagte zu ihm:
»Eins fehlt dir:
Geh los.
Verkaufe alles, was du hast,
und gib das Geld den Armen.
So wirst du unverlierbaren Reichtum im Himmel haben.
Dann komm und folge mir!«
22 Der Mann war unglücklich über das,
was Jesus sagte,
und er ging traurig weg.
Denn er hatte großen Grundbesitz.
23 Jesus sah seine Jünger an und sagte:
»Wie schwer ist es doch für die Menschen,
die viel besitzen,
in das Reich Gottes hineinzukommen.«
24 Die Jünger waren bestürzt über seine Worte.
Aber Jesus sagte noch einmal zu ihnen:
»Ja, Kinder, wie schwer ist es doch,
in das Reich Gottes zu kommen.
25 Es ist leichter,
dass ein Kamel durch ein Nadelöhr geht,
als dass ein Reicher in das Reich Gottes hineinkommt.«
26 Da waren die Jünger völlig bestürzt
und sagten zueinander:
»Wer kann dann überhaupt gerettet werden?«
27 Jesus sah sie an und sagte:
»Für Menschen ist es unmöglich,
aber nicht für Gott.
Denn für Gott ist alles möglich.«
Ich werde sterben. Du auch.
Eines Tages, doch nicht heute, und doch todsicher, und die Frage bleibt:
Was bleibt von mir? Was werdet ihr, was werden alle dann wohl berichten über mich?
Werden sie richten über mich oder Gedichte dichten, werden sich die Lücken lichten, werden ganze Schichten sie dazu erdichten, werden sie von meinen Absichten und Ansichten noch berichten, werden sie verzichten, irgendwas dazuzudichten, werden sich Erinnerungen verdichten oder einfach nicht(-), was wird sein – sagen wir: Zwei Jahre danach? Was bleibt? Was bleibt am Grab? Was hattet ihr davon, dass es mich gab?
Ich werde sterben. Du auch.
Eines Tages, doch nicht heute, und doch todsicher, und die Frage bleibt:
Was bleibt von mir? Was wird Gott nach meinem Tod, wenn es ihn gibt, wenn er mich liebt, dann wohl berichten über mich? Bin ich wichtig oder nicht? Wird er mich richten? Oder ganz darauf verzichten? Wird er lieben? So, wie ich ihn stets beschrieben?
Drum such ich ihn. Ich such dich, Gott, ich suche dich, will dir gefallen, so wie allen, und finde dich so oft doch nicht, nicht in der Kirche, in den Phrasen, die so aufgeblasen, leer und hohl in meinem Kopfe klingen, wo wir lahme Lieder singen, nicht das Leben und die Liebe feiern, lieber laue Floskeln leiern und uralte Worte reihern. Da stirbst du, Gott, stirbst deinen Tod der Müdigkeit im alten Trott.
Ich such dich, Gott, ich suche dich,
den Lebenden und Liebenden, Lebendigen,
such deinen Willen zu erfüllen,
und weiß so oft nicht wie.
Ich such dich, Gott, ich suche dich.
Will nicht sterben, ohne dich lebendig zu machen in der Welt – durch mein Leben. Meine Liebe. Meine Worte und mein Tun. Will einer von den Guten sein. Ein Gutmensch, ja, so lästern sie, mich ehrt ja ihre Hysterie, als wär es schlecht, klar gut zu sein, ich brauch nicht euren Ekelschleim, schickt Gauland mal ins Altersheim, obwohl, sind Hunde da verboten? Er muss doch Hundeschlipse knoten. Macht ihr mal euren Hass und so, nur macht ihr damit niemand froh. Wir müssen gar nicht tiefer schürfen. Man wird ja wohl noch sagen dürfen: Ein Christ sucht Gutes für die Welt, wo immer Gott ihn hingestellt. Das ist mein Auftrag hier, zu lieben, und nicht Bedrückte abzuschieben.
Ich such dich, Gott, ich suche dich. Denn: Ich werde sterben. Du auch. Eines Tages, doch nicht heute, und doch todsicher, doch diesmal ist es anders. Mir ist, als wander ich durch Raum und Zeit, durch Nebel und Unendlichkeit. Ich such dich, Gott, ich suche dich, und dachte nicht, zu finden dich in diesem Leben. Doch da: Der Nebel lichtet sich. Einer steht vor mir, ich erkenn: Du bist es. Der, den ich stets nenn. Du, den ich gepredigt habe, dem ich alle meine Gabe, die Worte hier gewidmet habe. Du, Jesus, stehst vor mir. Ich bin hier, ratlos vor dir, und stammle nun: Was soll ich tun?
Streng sprichst du zu mir, im Traum, im Tod, im Nebel, ich weiß es nicht, und doch scheint dein Wort mein Tod:
Eins fehlt dir:
Geh los.
Verkaufe alles, was du hast,
und gib das Geld den Armen.
So wirst du unverlierbaren Reichtum im Himmel haben.
Dann komm und folge mir!
Nein, Jesus, so geht das nicht. Das weißt du doch. Ich kann das nicht. Wie gern würd ich das tun. Kennst du mich denn nicht? Weißt du nicht? Die Verantwortung, die Kinder, die wollen studieren, das Haus muss abbezahlt werden, ein E-Auto sollte es sein im nächsten Jahr, bio soll alles sein und fair, verantwortungsvoll leben ist teuer heutzutage, aber du? Das ist nicht fair. Du lebst ja in deiner Traumwelt zweitausend Jahre her, Jesus, was weißt du schon von heute! Nichts weißt du, gar nichts. Ging vielleicht damals irgendwie, so ohne Geld und alles, aber heute doch nicht. Keine Chance. Wenn du das wirklich willst, bin ich raus.
Ich renne davon. Zurück in den Wald des Zweifels, des Zorns, des Nebels. Alles umsonst. Ich werde sterben, du auch, eines Tages, doch nicht heute, aber was hilft das schon, wenn ich Gottes Willen nicht erfüllen, nicht mal ihm nahe kommen kann. Wandre wirre Wege, weiß nicht mehr wo ich bin und wer und was, weiß nicht wohin es mich verweht, bin ein Wurm und nicht ein Mensch, ein Spott der Leute und verachtet vom Volk.
Ich such dich, Gott, ich suche dich, noch immer, allezeit.
In dieser Welt jenseits der Zeit, jenseits von Raum und Ewigkeit, im Ewignebel meines Zorns und meiner Fragen, die mich immer weiter tragen – öffnet sich der alte Wald. Ich komm zum Halt, und kalt ist mir, ich steh am Waldrand – sehe wieder: IHN.
Mit den Zwölfen sitzt er am warmen Feuer, und sie reden auf ihn ein.
„Wer kann dann selig werden?“ So fragen sie, als wär ich einer von ihnen. Meine Frage! Jesus, kein Mensch kann das schaffen, was du willst.
Und er spricht:
Für Menschen ist es unmöglich,
aber nicht für Gott.
Denn für Gott ist alles möglich.
„Nichts ist unmöglich!“ schießt‘s mir durch den Kopf. Die alte Toyota-Werbung. Halt die Klappe, Hirn, hier geht‘s nicht um Autos, sondern um mich, meine Seele, mein Seelenheil, mein Leben. Ich such dich, Gott, ich suche dich. Nicht Toyota, sondern Gott.
Und Jesus wendet den Blick
hin zu mir.
ER sucht MICH.
Blickt mir in die Augen,
tief, tief hinab ins Herz,
durch den Nebel des Zweifels hindurch,
und lächelt.
Und ich weiß:
Ich werde leben.
Du auch.