Was man von hier aus sehen kann

Autor/in
Stichworte
derzeit kein Cover verfügbar


Immer, wenn die alte Selma von einem Okapi träumt, stirbt jemand im kleinen Dorf im Westerwald. Luise, ihre Enkelin, ist gerade zehn, als der Tod durch die Tür tritt. Alle hatten sich nach Selmas Traum vorbereitet, hatten letzte Wahrheiten ausgetauscht, die sie immer für sich behalten hatten. Selbst der Optiker hätte sich beinahe gegen seine inneren Stimmen durchgesetzt und Selma seine Liebe gestanden, die doch für das ganze Dorf so offensichtlich ist …

Das Buch erzählt die Geschichte von Luise, aber auch von vielen anderen Menschen in dem kleinen Dorf. Jeder hat seine Schrullen, jede trägt ihr Paket mit sich herum. Und doch ergibt am Ende alles irgendwie Sinn.

Es geschieht eigentlich gar nicht viel in diesem Buch, aber dann doch alles. Denn es geht um das wichtigste. Es geht ums Leben und vor allem: Um die Liebe. Die Liebe zwischen Eltern und Kindern, die Liebe zwischen Männern und Frauen. Das Buch beschreibt in einer wundervollen, ja poetischen Sprache alles das, was die Menschen antreibt. Wie sie sich um die Liebe bemühen oder vor ihr zurückschrecken. Wie sich manche enttäuscht zurückgezogen haben. Wie andere auf der Suche sind nach irgend etwas, nach Sinn, nach Zuwendung, nach Liebe. Manche reisen dazu um die ganze Welt. Manche brauchen dazu das Dorf nicht zu verlassen. Luises Liebe ihres Lebens beispielsweise steht auf einmal mitten auf dem Feld vor ihr – doch er ist buddhistischer Mönch und wohnt neuntausend Kilometer entfernt. Wie soll das funktionieren? 

Fasziniert hat mich, wie sich manche Motive durch das ganze Buch ziehen, auch bei verschiedenen Menschen: Die nicht abgeschickten Briefanfänge, nicht nur des Optikers, die letztlich doch noch ihre Bestimmung und ihren Adressaten finden. Die Zeitverschiebung, immer und überall. Die Welt, die man laut Luises Vater hineinlassen solle, und die doch einfach da ist, ungefragt und auch oft ungeplant. Die Liebe, der die Menschen nicht entkommen können, selbst wenn sie es wollen.

Es ist ein wunderschönes, im wahrsten Sinne liebevolles Buch, das doch auch voller Trauer und unerfüllter Träume ist. Und am Ende öffnet sich die Welt.

Fünf von fünf Kuschelpunkten und eine unbedingte Leseempfehlung.

Kuschelpunkte

Buchinformationen

Leky, Mariana: Was man von hier aus sehen kann. Gebundene Ausgabe: 320 Seiten, DuMont Buchverlag, ISBN 978-3-8321-9839-8, 20,- €

E-Book 15,99 €