Seid laut! Für ein politisch engagiertes Christentum

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Die großen Kirchen in Deutschland sind politisch. Regelmäßig erheben sie – sehr oft in ökumenischer Eintracht – ihre Stimme zu aktuellen Themen, um die christliche Sicht einzubringen. Oft bei Umweltthemen und Fragen der sozialen Gerechtigkeit. In letzter Zeit vermehrt in Flüchtlingsfragen.

Nicht allen, auch nicht allen Christen, gefällt, was die „Kirchenoberen“ da zu sagen haben. Immer wieder kommt der Appell, die Kirche möge sich doch zurückhalten und sich um „das Eigentliche“ kümmern, also um das Seelenheil der ihr anvertrauten Menschen. Ist das wirklich getrennt zu haben von den Fragen nach einem menschenwürdigen Leben, nach Bewahrung der Schöpfung, nach Gerechtigkeit und nach Schutz von Menschen auf der Flucht?

Die CSU ist einfach die bessere Kirche

Seit Monaten, ach was, seit Jahren kühlt sich das Verhältnis zwischen den großen christlichen Kirchen und der immer noch das C im Namen tragenden CSU ab. Daran ist zu einem großen Teil die Flüchtlingspolitik dieser Partei Schuld, insbesondere die Rhetorik, die manchmal kaum noch von der der AfD zu unterscheiden ist. Wer von Menschen in Not nur noch in Zahlen denkt, ohne auch nur anzuerkennen, dass da persönliche Schicksale dahinterstehen (69 Abschiebungen an Seehofers 69. Geburtstag), wer verächtlich von „Asyltouristen“ und „Asylgehalt“ redet und und und – der bekommt meines Erachtens vollkommen zu Recht Widerspruch aus den Reihen der Kirchen. Und das schon ganz unabhängig davon, wie wir vielleicht zu den Themen Asyl, Abschiebung usw. stehen. Denn das gehört zum christlichen Menschenbild unverrückbar dazu: Jeder Mensch ist von Gott geliebt. Auch der Fremde. Auch der, der wieder abgeschoben werden soll. Schon die Propheten im Alten Testament forderten immer wieder, dass der „Fremdling“ im Land gut zu behandeln sei. Kein ganz neues Problem also. 

Das reichste Land

ein völlig utopisches Märchen

Es war einmal ein Land, das war eines der reichsten der Welt. Den Menschen ging es gut. Sie waren zufrieden mit ihrem Leben, jedenfalls die meisten. Natürlich gab es auch hier Menschen, die sehr reich waren, und andere, die sehr arm waren. Manche, aber nur wenige, hatten kaum genug, um ihre Miete zu bezahlen, geschweige denn, um genug gutes Essen zu kaufen. Doch es war eines der reichsten Länder der Welt, und wer nicht genug zum Leben hatte, bekam Hilfe, nicht viel, aber immerhin.

Wir sind eine Welt!

Mein Schwiegervater stammt aus dem Sudetenland. 16 Jahre war er alt, als er mit seiner Familie aus der Heimat vertrieben wurde, nichts durften sie mitnehmen außer das, was sie selbst tragen konnten. Und wer sich umdrehte und zurückschaute, wurde erschossen. Diese Erlebnisse haben ihn geprägt für sein Leben. Wer so etwas erlebt hat, kann nicht mehr vollkommen vertrauen. Wer so etwas erlebt hat, kann keine Heimatgefühle mehr empfinden, für keinen anderen Ort. Wer so etwas erlebt hat, kann keine Wurzeln mehr schlagen.