Der Foundation-Zyklus

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Isaac Asimov: Ein außergewöhnlicher Mensch, hochproduktiver Autor, Ehrenpräsident des Hochintelligentenvereins Mensa. Besonders geprägt hat er die Science Fiction – durch eines seiner frühen Werke, die „Foundation-Trilogie“ genauso wie seine Robotergeschichten, in denen er die von ihm formulierten „drei Gesetze der Robotik“ immer wieder neu durchdachte und durchleuchtete. Die Frage nach künstlicher Intelligenz und worin sich ein wirklich intelligenter Roboter noch von einem Menschen unterscheidet, beschäftigte ihn sehr. Manche Kurzgeschichten oder Aspekte daraus sind in die Filme „I, Robot“ und „der 200 Jahre-Mann“ eingeflossen.

Die „Foundation-Trilogie“, eigentlich eine lose Folge von Erzählungen für ein Science-Fiction-Magazin, erschien ab 1941 und krempelte die Science Fiction um. Sie erzählt die Geschichte der Menschheit mindestens 20.000 Jahre in der Zukunft, in einer Zeit mit Millionen bewohnter Welten, in der das galaktische Imperium kurz vor dem Untergang steht.

Hari Seldon, eigentlich Mathematiker, entwickelt die „Psychohistorik“, eine mathematische Methode zur Analyse und Vorhersage des Verhaltens großer Massen. Und er erkennt, dass das Imperium zerbrechen wird und die gesamte Galaxis in eine 30.000 Jahre dauernde Zeit des Chaos, der Gewalt und der Kriege stürzen wird.

Bis an sein Lebensende arbeitet er an einem Gegenprogramm: Dem Seldon-Plan, der durch geschickte Einflussnahme die Zeit des Chaos auf 1000 Jahre begrenzen soll, bevor ein neues, besseres Imperium sich aus der Asche erhebt.

Dazu gründet er zwei „Foundations“, eine ganz offen, am Rand der Galaxis, auf einem unbedeutenden Planeten, sowie eine zweite, deren Ort geheim und rätselhaft bleibt, „am anderen Ende der Galaxis“.

Krisen sind gewissermaßen vorprogrammiert und Teil des Plans. Zu bestimmten Zeiten erscheint sogar eine Aufzeichnung von Hari Seldon, die die momentane Krise erläutert und kommentiert. Und doch geschieht eines Tages etwas, das so nicht vorhersehbar war: Das „Maultier“, ein Mutant, kommt an die Macht und droht den ganzen Seldon-Plan zu vernichten …

In der Spätzeit seines außergewöhnlich umfangreichen Schaffens hat Asimov diese Erzählung mit weiteren seiner Bücher verbunden und teilweise Romane gewissermaßen nur zu dem Zweck geschrieben, eine Verbindung zwischen den einzelnen Erzählsträngen zu schaffen. Zwei Romane setzen die Foundation-Trilogie fort und enthüllen sehr überraschende Dinge, die man so nicht erwartet hätte. So erstreckt sich der komplette Zyklus nun über einen Zeitraum von etwa 20.000 bis 25.000 Jahren:

Am Anfang stehen Roboter-Kurzgeschichten aus der nahen Zukunft der Erde. Hier geht es hauptsächlich um die Fragen nach den drei Gesetzen der Robotik (auch eine Erfiundung Asimovs, die die Science Fiction geprägt hat) und darum: Was ist eigentlich ein menschliches Wesen? Wie weit ist ein Roboter, der Gefühle hat und äußerlich nicht von einem Menschen zu unterscheiden ist, tatsächlich als Mensch anzusehen? Bei manchen dieser Geschichten muss man schon etwas nachdenken, um dem großen Logiker Asimov gedanklich folgen zu können, wenn er mit Roboterlogik spielt.

Spannend – und für später auch wichtig – sind die Roboter-Detektiv-Geschichten. Sie spielen in einer Zeit, als exakt 50 weitere Welten besiedelt sind, wobei sich die „Spacer“ komplett von der Erde isoliert haben. Sehr gegensätzliche Gesellschaftssysteme prallen aufeinander: Spacer, die Tausende von Robotern beschäftigen und die große Weite ihres Landes genießen, die niemals einen anderen Menschen tatsächlich von Angesicht zu Angesicht treffen, sondern sich nur „sichten“, treffen auf Erdenmenschen, die zu Millionen in unterirdischen Städten wohnen und den Einsatz von Robotern völlig verachten. In dieser Situation wird Elijah Baley, Detektiv der Erde, auf eine der Spacerwelten gebeten, um einen Mordfall aufzuklären. Ihm zur Seite steht ausgerechnet ein Roboter – der von einem Menschen äußerlich nicht unterscheidbare R. Daneel Olivaw.

Weitere Geschichten aus einer Zeit, in der die Erde radioaktiv verseucht ist und nur noch wenige Gebiete bewohnbar sind, sind für den weiteren Verlauf nicht so wichtig. Die lange Zeit des galaktischen Imperiums erscheint nur in der Retrospektive. Und nach der eigentlichen Foundation-Trilogie schließen sich noch zwei Romane an, in denen sich mehrere Menschen aus unterschiedlichen Gründen auf die Suche nach der schon lange verschollenen und vergessenen Erde machen – und am Ende eine sehr überraschende Entdeckung machen.

Man merkt insbesondere der Foundation-Trilogie an, dass sie aus einer ganz anderen Epoche stammt. Die Gesellschaft, die sie beschreibt, ist in einem heute kaum noch vorstellbaren Maß von Männern dominiert. Frauen kommen eigentlich fast ausschließlich als „Heimchen am Herd“ vor, dennoch spielen einzelne Frauen auch wieder eine zentrale Rolle, aber mehr im Hintergrund.

Viele Dialoge – und die Erzählung besteht zu einem sehr großen Teil aus Dialogen – wirken aus heutiger Sicht hölzern, doch ich glaube, das liegt wirklich daran, dass man damals so gesprochen hat. An manchen Stellen wirkt das, was Asimov schreibt, sehr weitsichtig, etwa an einer Stelle, an der er Sicherheit gegen individuelle Freiheit abwägt, ein wichtiges Thema unserer von der NSA-Affäre geprägten Zeit, oder aber in einem kleinen Dialog irgendwo zwischendrin, als eine Person fragt: „Woher wissen Sie so viel über mich?“ - und die andere antwortet: „Ich habe Sie computert.“ Dass man „gegoogelt“ sagen würde, konnte er natürlich nicht wissen.

An anderen Stellen ging Asimovs Vorstellungskraft wohl nicht weit genug. Die starke Vernetzung der Computer ist an manchen Stellen angedeutet. Die Möglichkeit, jederzeit und überall mit anderen in Kontakt zu treten, wie wir sie heute durch unsere Handys kennen, ist in vielen seiner Geschichten nicht gegeben. Und gerade, was die Speicherkapazität heutiger Computer angeht, ist es wirklich erhellend, dass selbst ein so kluger Kopf wie Asimov sich das beim besten Willen nicht vorstellen kann.

Wer sich insbesondere mit der Rolle der Frauen in vielen der Geschichten, aber auch mit manchen langatmigen Dialogen abfinden kann, wird mit einem außergewöhnlichen Epos der Menschheitsgeschichte belohnt. Mit Höhen und Tiefen, mit Entwicklungen, die überraschend, und doch in sich stimmig sind. Manchmal allerdings auch mit seitenlangen Diskussionen über Fragen, die Asimov eben beschäftigten: Was ist besser – ein geistiger Zusammenschluss aller Menschen zu einer Art universumsweiter Superintelligenz? Oder die persönliche Individualität? Wo sind die Grenzen eines Roboters? Was macht ein menschliches Wesen aus? Was bedeuten die drei Gesetze der Robotik wirklich, müssen sie eventuell erweitert werden?

Die Romane sind in der letzten Zeit neu als E-Book (und Taschenbuch?) aufgelegt worden. In den letzten zwei Monaten habe ich sie vom ersten bis zum letzten gelesen, wieder einmal, nach vielleicht zehn, fünfzehn Jahren Pause. Ich möchte nun nicht für jeden einzelnen eine Rezension schreiben, sonst würde mein Blog überquellen von Isaac Asimov (auch wenn er das sicher verdient hätte). Stattdessen schreibe ich ganz kurz etwas zu jedem einzelnen Band und dazu, für wie wichtig ich ihn für den weiteren Verlauf der Saga halte.

 

Ich, der Roboter: Erzählungen (Roboter und Foundation - der Zyklus 1)

buchhandel.deIn diesen Kurzgeschichten geht es um Dr. Susan Calvin, die größte Robotik-Expertin der „Frühgeschichte“ der Robotik, die einem Journalisten Einblick in ihr Leben und ihre Arbeit gibt. Faszinierende Geschichten, gut geschrieben, sehr lesenswert.

 

Geliebter Roboter: Erzählungen (Roboter und Foundation - der Zyklus 2)

buchhandel.deErscheint im Frühjahr 2016 neu. Ich habe es zwar als Buch hier, aber habe diesen Band nun nicht mehr gelesen. Ich glaube, er war auch sehr gut.

 

Der Zweihundertjährige: Erzählungen (Roboter und Foundation - der Zyklus 3)

buchhandel.deUnter anderem mit der Geschichte, die zu dem Film „Der 200-Jahre-Mann“ führte: Ein Roboter kämpft darum, als Mensch anerkannt zu werden. Dazu verzichtet er in letzter Konsequenz sogar auf das, was ihn als Roboter am meisten ausmacht: Die (beinahe) Unsterblichkeit. Eine packende Geschichte, die die Grenzen zwischen Mensch und Maschine immer mehr verwischt. Dazu einige anderen Roboter-Kurzgeschichten. Allein schon wegen der Titelgeschichte lesenswert!

 

Die Stahlhöhlen: Roman (Roboter und Foundation - der Zyklus 4)

buchhandel.deDie beiden Geschichten „Die Stahlhöhlen“ und „Die nackte Sonne“ hatte ich bereits erwähnt: Die Detektivgeschichten mit Elijah Bailey und Roboter Daneel Olivaw.

Die logischen Verwirrungen um die drei Gesetze der Robotik sind teilweise ziemlich anspruchsvoll. Die Gesellschaftsformen, die Asimov in diesen Büchern aufzeichnet, scheinen logisch nachvollziehbar und doch erschreckend. Wer die zwei Bände nach der Foundation-Trilogie lesen will, sollte vorher schon mindestens eines der beiden gelesen haben.

Übrigens gibt es ältere Ausgaben, in denen „Die Stahlhöhlen“ und „Die nackte Sonne“ in einem Band unter dem Titel „Die Stahlhöhlen“ vereint sind.

 

Die nackte Sonne: Roman (Roboter und Foundation - der Zyklus 5)

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Siehe bei „Die Stahlhöhlen“.

 

Sterne wie Staub: Roman (Roboter und Foundation - der Zyklus 6)

buchhandel.deEin für den weiteren Verlauf nicht ganz so wichtiger Roman. Er dreht sich um den jugendlichen Adligen Biron Farrill und spielt in einer Zeit, da die „Tyranni“ ein Sternenreich durch Unterdrückung beherrschen. Biron Farrills Vater wird getötet, Biron selbst gelingt die Flucht von der Erde und es beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel um die Aufdeckung einer großen Verschwörung: Wem kann man vertrauen? Wer steht auf welcher Seite? Wer gehört zu den Rebellen und wer tut vielleicht nur so? Da gibt es einige überraschende Entwicklungen. Insgesamt aber nicht gerade einer der stärksten Romane von Asimov.

Auch enthalten in: "Die frühe Foundation-Trilogie"

 

Ströme im All: Roman (Roboter und Foundation - der Zyklus 7)

buchhandel.deDie „Herren“ vom Planeten Sark unterdrücken die Bewohner des Planeten Florina, einer Agrarwelt, auf der das wertvolle, nur hier wachsende Kyrt hergestellt wird. Auf diesem Planeten erwacht eines Tages ein Mensch ohne jede Erinnerung. Er wird in einem Dorf der Einwohner aufgenommen. Erst nach einem Jahr beginnt er, sich langsam zu erinnern. Und langsam stellt sich heraus: Er ist einer großen Verschwörung auf der Spur …

Für den Fortgang der Foundation-Saga unwichtig, aber lesenswert.

Auch enthalten in: "Die frühe Foundation-Trilogie"

 

Ein Sandkorn am Himmel: Roman (Roboter und Foundation - der Zyklus 8)

buchhandel.deDer pensionierte Schneider Joseph Schwartz wird aus dem Jahr 1949 in eine Zeit versetzt, in die Erde zum großen Teil radioaktiv verseucht ist. Nur wenige Menschen können hier noch überleben. So wenige, dass alle über 60 getötet werden. Joseph Schwartz wird unfreiwillig Teil eines Gehirn-Experiments und hilft, eine Verschwörung der Erde gegen den Rest der Galaxis aufzudecken. Sehr lesenswert, finde ich, aber für den Foundation-Zyklus verzichtbar.

Auch enthalten in: "Die frühe Foundation-Trilogie"

 

Die Rettung des Imperiums: Roman (Roboter und Foundation - der Zyklus 9)

buchhandel.deSozusagen die Vorgeschichte der eigentlichen Foundation-Geschichte, wesentlich später geschrieben. Sie erzählt, wie der junge Hari Seldon zum ersten Mal seine Theorie einer Psychohistorik vorstellt, wie er daraufhin das Interesse sowohl des Kaisers als auch anderer Gruppierungen erweckt, untertauchen muss, immer wieder neu fliehen muss und schließlich doch mit der Entwicklung der Psychohistorik beginnt.

Ein stellenweise etwas langatmiger Roman, nicht der allerbeste, den Asimov geschrieben hat. Eventuell sollte man ihn erst nach der eigentlichen Foundation lesen.

 

Das Foundation Projekt: Roman (Roboter und Foundation - der Zyklus 10)

buchhandel.deDieser Roman ist quasi die Fortsetzung des letzten: Hari Seldon steht kurz vor der Vollendung seines Plans, doch auch das Imperium beginnt, zusammenzubrechen. Wird es Seldon gelingen, seinen Plan umzusetzen, bevor es dafür zu spät ist? Ehrlich gesagt, es ist nun schon ein paar Wochen her, dass ich diesen Roman gelesen habe, und ich habe von ihm wenig in Erinnerung behalten, das spricht nicht gerade für ihn. Aber für alle, die etwas mehr über die Foundation und die Psychohistorik wissen wollen, ist er sicher lesenswert.

 

Die Foundation-Trilogie: Foundation / Foundation und Imperium / Zweite Foundation (Roboter und Foundation - der Zyklus 11)

buchhandel.deÜber die eigentliche Foundation-Trilogie möchte ich jetzt gar nichts mehr extra schreiben. Das habe ich ja weiter oben schon getan. Wer sich mit Foundation beschäftigt, sollte diesen Band unbedingt lesen.

 

Die Suche nach der Erde: Roman (Roboter und Foundation - der Zyklus 12)

buchhandel.deEs sieht so aus, als sei nach dem „Maultier“, das den Seldon-Plan durcheinandergebracht hatte, alles wieder beim alten. Die „erste“ Foundation wird immer erfolgreicher, die zweite Foundation, die von der ersten mehr oder weniger als Feind angesehen wird, scheint besiegt, doch so sicher ist das nicht. Ratsherr Golan Trevize und der Historiker Janov Pelorat machen sich mehr oder weniger unfreiwillig auf den Weg, die zweite Foundation zu suchen, und tarnen diese Suche als eine Suche nach der Erde, der nur noch mythisch überlieferten ersten Welt der Menschheit. Am Ende machen sie eine sehr überraschende Entdeckung …

 

Die Rückkehr zur Erde: Roman (Roboter und Foundation - der Zyklus 13)

buchhandel.deGolan Trevize und Janov Pelorat machen sich in Begleitung von „Wonne“, einer menschlichen Vertreterin einer planetenumspannenden Intelligenz, weiter auf die Suche nach der Erde. Dabei erleben sie diverse lebensgefährliche Abenteuer und diskutieren seitenlang über die Vorteile von Individualität versus einer großen Gemeinschaft. Nicht durchgehend spannend, aber ich finde: Es lohnt sich, bis zum Schluss durchzuhalten. Viele Aspekte der „Frühgeschichte“ (v.a. Zyklusbände 4 und 5) werden hier nochmal aufgegriffen und manches davon ist wirklich spannend. Und auch hier gibt es wieder einen Schluss, der durchaus noch eine Überraschung bereithält.

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