Als Gott ein Kaninchen war
Dieses Buch erzählt die Geschichte von Eleanor Maud Portman von ihrer frühen Kindheit an. Aus der Sicht der Erwachsenen erzählt sie, was sie als Kind erlebte. Sie erzählt von Freundschaft, von plötzlichen Abschieden, von neuen Lebensabschnitten. Und von der ganz besonderen Geschwisterliebe zu ihrem älteren Bruder.
Ihre Kindheit hat etwas Märchenhaftes an sich, das schwer in Worte zu fassen ist. Die beste Freundin Jenny Penny scheint magische Fähigkeiten zu haben. Ein älterer Mann stößt zur Familie, der weiß, wann und wie er sterben wird (was später noch für eine sehr tragikomische Situation sorgen wird). Elli, wie sie genannt wird, ist selbst eine Außenseiterin, die wenige Freunde hat. Sie wächst behütet auf in einer sehr offenen, liberalen und dabei irgendwie etwas schrägen Familie. Tragische Momente bleiben nicht aus. Die zerbrochene, enttäuschte Liebe ihres Bruders zu einem anderen Jungen liegt wie ein Schatten über allem, und es ist nicht der einzige Schatten.
Irgendwann macht die Erzählung einen großen Schnitt zur inzwischen 27jährigen erwachsenen Elli. Der Kontakt zur Jugendfreundin ist abgebrochen. Manches hat sich verändert. Sie selbst hat im Leben nie richtig Fuß gefasst, kein Beruf scheint der richtige für sie zu sein. Auf einmal tritt Jenny Penny wieder in ihr Leben, doch ganz anders, als erwartet. Und es geschieht etwas, das die Familie und auch die Geschwisterliebe auf eine harte Probe stellt …
Es ist schwer, keinen Inhalt zu verraten. Vielleicht deshalb, weil es eigentlich keinen Inhalt, keine Geschichte gibt. Deshalb wird das Buch vermutlich auch nicht für jeden geeignet sein, schon aufgrund seiner Erzählweise. Vieles ist nur angedeutet. Gerade die zentralen Erlebnisse, insbesondere Ellis Erlebnisse als kleines Kind, bleiben unausgesprochen, vage, so wie Menschen reden, die sich nicht trauen, etwas Furchtbares auszusprechen. Und so ist es wohl auch: Ein dunkles Geheimnis, das Bruder und Schwester teilen. Ein dunkles Geheimnis, das über Ellis ganzem Leben liegt.
Es ist manchmal schwer, der Geschichte zu folgen, eben wegen der Andeutungen und Sprünge. So ist das Leben, denke ich mir. Manchen Leserinnen und Lesern wird das nicht gefallen, und auch ich fand es manchmal eine Herausforderung, zu verstehen, was Elli nun gerade andeutet. Vielleicht, als wäre es ein Tagebuch, das sie nur für sich selber schreibt?
Dabei liegt eine melancholische Poesie über allem Geschriebenen. Für so vieles findet Sarah Winman einfach wunderschöne, berührende Worte; egal, ob es um einen Sonnenaufgang geht oder die Gemütsverfassung eines Menschen, der in ihr Leben tritt. Ein wenig erinnerte mich der Schreibstil an Pia Ziefle, auch wenn er doch wieder ganz anders ist.
Gelesen habe ich das Buch, weil es von Hanna Buiting beim Kongress „W@nder“ mit so warmen Worten empfohlen wurde. Sie fand darin „den goldenen Kern ihres Glaubens“ in einem kleinen, feinen und sehr poetischen Glaubensbekenntnis:
„Ob ich an einen bärtigen, alten Mann in den Wolken glaube, der uns Sterbliche anhand einer Moralpunkteskala von eins bis zehn bewertet? Herrje, nein, das tue ich nicht.
Aber glaube ich an ein Geheimnis, an das unerklärliche Phänomen, das das Leben selbst darstellt? Dass etwas Höheres die Belanglosigkeit unseres Lebens erhellt, etwas, nach dem wir streben können und das uns die Demut gibt, uns den Staub abzuklopfen und wieder von vorne zu beginnen? Ja, daran glaube ich.
Es ist die Quelle der Kunst, der Schönheit, der Liebe, und es ist ein Angebot an die Menschheit, das Angebot des ultimativ Guten.
Das ist Gott für mich. Das ist das Leben für mich. Das ist, woran ich glaube.“
Schon allein für diese Stelle lohnt es sich, das Buch zu lesen, finde ich. Doch wer nach den ersten Seiten nur genervt ist, sollte es vielleicht lieber wieder weglegen. Ich jedenfalls hatte es in wenigen Tagen durch und konnte gerade gegen Ende nicht mehr aufhören zu lesen. Für mich definitiv fünf Kuschelpunkte und eine große Leseempfehlung!
@citykirche_sw @ZielKost Ich habe darin etwas über den goldenen Kern meines Glaubens gelesen... :) pic.twitter.com/T0cOCe767Y
— Hanna Buiting (@HannaBuiting) 25. Februar 2017
Buchinformationen
Winman, Sarah: Als Gott ein Kaninchen war, Taschenbuch, 384 Seiten, Blanvalet Taschenbuch Verlag, ISBN: 978-3-4423-7762-6, 9,99 €
E-Book 8,99 €
Als Gott ein Kaninchen war
Schon länger möchte ich dieses Buch lesen. Jetzt werde ich es tun. Rezensiere Bücher ebenfalls kostenlos. Weil es mir Freude macht, aber auch nur Bücher, die mir gefallen ;-)
Auch auf meiner FB Seite Berichte Rezensionen und mehr @Sinnerfahrung
Allerdings neu und im Aufbau.
LG July Jürgens