Samstag, 30.10.2004, 19 Uhr
"Alles total egal?!"
Jona-Geschichte Take Off am 30.10.04
Erzähler Alles total egal? Ein Mann, von dem die Bibel erzählt, war einmal so weit, dass er am liebsten gar nicht mehr leben wollte. Aber kaum jemand kennt diesen zweiten Teil. Darum erzählen wir euch heute die ganze Geschichte von Jona, dem Propheten. So, wie sie im Buch Jona in der Bibel erzählt wird.
Jona Ich bin Jona, ein einfacher Mann. Mich kennt kaum jemand. Aber ich glaube an Gott, und ich bete jeden Tag. Und eines Tages hörte ich, wie Gott zu mir redete.
Gott Jona! Du kennst die Stadt Ninive.
Jona Und ob ich die kenne! Die sind auf der ganzen Welt berüchtigt dafür, dass sie lauter Diebe und Betrüger sind. Eine riesige Stadt voller Ganoven und Bösewichte.
Gott Geh nach Ninive, Jona.
Jona Was soll ich denn bei denen? Niemals trau ich mich da hinein!
Gott Geh nach Ninive, Jona, und sage den Leuten, dass ich sie bestrafen werde, wenn sie ihr Leben nicht ändern.
Jona Ich???? Wieso ausgerechnet ich??? Das kannst du nicht von mir verlangen!!! Nein, das mach ich nicht!
Erzähler Jona floh vor Gott. So schnell er konnte, rannte er zum Hafen und buchte einen Platz auf dem ersten Schiff, das er finden konnte. Ziel: So weit weg wie nur möglich. Tarsis, ja, die Stadt war weit genug entfernt. Dort würde Gott ihn bestimmt in Ruhe lassen.
(Jona steigt ins Boot und fährt los)
Aber kaum waren sie auf hoher See angelangt, kam ein Sturm auf, wie ihn die Seeleute noch nicht erlebt hatten.
(Ventilator an, Boot wackelt)
Die Seeleute hatten fürchterliche Angst. Sie waren überzeugt: einer von ihnen hatte Gott erzürnt. Und Jona sagte:
Jona Ich bins! Ich bin vor Gott geflohen. Werft mich ins Meer, und das Meer wird still werden. Denn ich weiß, dass dieses große Unwetter wegen mir gekommen ist.
Erzähler Nach langem Zögern warfen sie Jona tatsächlich ins Meer. Und das Meer wurde ruhig. Die Seeleute waren gerettet. Und Jona erlebte etwas, das ihn für alle Zeiten berühmt machen sollte...
Jona-Lied 2 Strophen (beide Male „der Jona ist in großer Not“)
Jona Drei lange Tage und Nächte saß ich im Bauch des Wals. Zeit, über mich nachzudenken. Über mein Leben, Über den Auftrag, den Gott für mich hatte. Ich betete zu Gott und sagte: Gib mir noch eine Chance. Ich will nach Ninive gehen.
Erzähler Da spuckte der Wal Jona an Land, und er ging nach Ninive. Der Erfolg seiner Predigt war umwerfend: Die Leute bereuten ihr bisheriges Leben. Sie änderten sich. Sie halfen einander, wo sie konnten. Und Jona? Wo ist Jona? Mitten in der Wüste finden wir ihn wieder, nur ein kleiner Baum spendet ein bisschen Schatten vor der gnadenlos herunterbrennenden Sonne.
Jona sitzt unter einem Baum
Jona Ach, Gott! Ich habs doch gewusst. Du bist einfach zu gutmütig. Da predige ich von deinem Strafgericht, und kaum ändern sich die Leute, schon bist du wieder gut mit ihnen. Kein Strafgericht wird kommen. Und ich? Ich steh da wie der letzte Depp. Ich habs ihnen doch angekündigt, dass du sie vernichten wirst. Jetzt wird mir keiner jemals wieder irgend etwas glauben. Ach, Gott, es ist ja eh alles egal. Das hat überhaupt keinen Sinn mehr. Ich möchte am liebsten hier sitzen bleiben und einfach sterben. Es ist genug. Gott, nimm meine Seele von mir. Lass mich sterben.
Gott Jona, meinst du, dass das gerecht ist von dir? Meinst du wirklich, dass du zu Recht zornig bist auf mich?
Erzähler Es wurde Nacht. Die Sonne ging unter.
(Licht aus, Baum weg, Licht an)
Erzähler Am nächsten Morgen saß Jona immer noch da. Nur der Baum er war über Nacht verdorrt.
Jona He, Gott, was soll das? Jetzt hast du auch noch meinen Baum verdorren lassen. Nicht mal ein bisschen Schatten hab ich jetzt noch. Was solls, ist eh alles egal. Ich will lieber tot sein als leben.
Gott Jona! Meinst du, dass das gerecht ist von dir? Meinst du wirklich, dass du zu Recht zornig bist auf mich? Du trauerst um diesen kleinen Baum, um den du dich nicht einmal gemüht hast. Er war da, hat dir Schatten gespendet. Und jetzt, wo er weg ist, vermisst du ihn. Und ich soll nicht trauern um die Menschen in Ninive? Hundertzwanzigtausend Einwohner? Soll ich die etwa vernichten, nur damit du Recht behältst? Jona, diese Menschen in Ninive sind mir nicht egal. Ich habe sie begleitet durch ihr Leben, auch wenn dieses Leben schlecht war. Ich freue mich, dass sie umgekehrt sind. Nein, Jona. Es ist nicht alles egal. Jeder Mensch ist mir etwas wert. Du, Jona, bist mir etwas wert. Aber auch die Menschen in Ninive.
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