Take Off - der Gottesdienst zum Abheben

Aktuell Archiv Konzept Links Impressum

Archiv

8.3.2000 "Fasten"

Diameditation

Dia 1

Sieben Wochen liegen vor mir.

Sieben Wochen bis Ostern.

Ich stehe vor dem Aufbruch.

Wohin?

Ja, wenn es um eine Urlaubsreise ginge,

dann hätte ich schon längst die Koffer gepackt:

Schlafanzug und Zahnbürste, Badesachen usw.

Nicht zu vergessen: Landkarte, Fahrkarte, Geldbeutel, Pass...

Immer mehr kommt hinzu, fast schließt der Kofferdeckel nicht mehr.

Habe ich auch alles? Nichts vergessen?

Aber... hieß das Motto nicht "Sieben Wochen ohne?" Ohne Gepäck also? Und stand nicht auf dem Wegweiser "Schritte zur Mitte"?

Eine merkwürdige Reisebeschreibung. Ein seltsames Ziel.

Die Mitte.

Mitte wovon?

Meiner Lebenszeit? Diese Mitte habe ich hoffentlich noch vor mir, aber wer weiß?

Mitte - ich glaube, das meint mein Innerstes, den Kern.

Mein Zuhause, das ich überall hin mitnehme, wohin ich auch reise.

Der ORt, wo ich wirklich ich bin, ohne Zwänge.

Meine Mitte. Nirgendwo sonst bin ich so nah bei mir.

Nirgendwo sonst kann ich spüren, dass ich einmalig bin, auch wenn ich mir klein und unbedeutend vorkomme.

Schritte zur Mitte.

Was brauche ich vor dem ersten Schritt,

vor dem Aufbruch zu diesem merkwürdigen reiseziel?

Soll ich etwa sieben Wochen OHNE Gepäck reisen, wie es der leere Rucksack nahelegt?

Ich lege meine Hände wie eine offene, leere Schale in meinen Schoß.

Probiere es ruhig einmal aus: Einfach die Händer wie eine Schale formen und sie in den Schoß legen.

ICh betrachte den leeren Rucksack.

Und wenn ich die ersten Schritte zur Mitte wirklich OHNE Gepäck wage?

Ich brauche keine Zahnbürste und keine Wanderschuhe dazu, soviel ist sicher.

Auch keinen prallen Terminkalender und kein Handy.

Ich kann einfach mit offenen, leeren Händen losgehen,

erwartungsvoll und aufmerksam für das,w as kommt,

was mir die Hände und den Rucksack füllen wird.

Denn in der Mitte liegt alles, was ich bin und brauche,

alles, was wichtig und wesentlich ist.

Und das könnte ich übersehen, wenn ich zu gut ausgerüstet bin.

Ob ich auch sonst in den kommenden sieben Wochen öfters ohne Gepäck aufbreche?

In den Tag, in die Woche, auf dem Weg zu Freunden?

Mich nicht für jeden noch so unwahrscheinlich Zufall ausrüste,

sondern ab und zu ohne Schirm, ohne Mantel und Termin

leichtsinnig in den Frühlignstag hinein wandere,

mit leerem Rucksack und leeren Händen -

offen für das, was mir begegnet...?


Dia 2: Lauschen

Höre auf deine innere Stimme!

Dieser Satz ist mir wichtig geworden,

auf dem Weg durch mein Leben,

vor den kleinen und großen Aufbrüchen:

in eine neue Partnerschaft,

über eine Hürde in Beruf oder Schule hinweg

und an den ganzen gutgemeinten Ratschlägen der anderen vorbei.

Welcher Weg ist wirklich meiner

und wo trete ich nur in Rußstapfen, die mir gar nicht passen?

Höre auf deine innere STimme.

Manchmal ist es so laut um mich herum und in mir drin,

dass ich die Stimme aus meiner Mitte gar nicht mehr wahrnehme unter den vielen anderen Stimmen.

Schritte zur Mitte sind Schritte in die Stille.

Sieben Woch3en OHNE die vielen Stimmen in mir und um mich überlaut werden zu lassen.

Sieben Wochen mit mehr Zeit zu lauschen.

In mich hinein.

In meine Mitte.

Meine Ziele mehr erspüren als sie zu setzen.

Mich manchmal führen und anziehen lassen,

wo ich bisher nur selbst geplant, organisiert, andere mitgezogen und mich abgehetzt habe.

Vielleicht kann ich sie dann wieder deutlicher hören,

meine innere Stimme.

Wenn Du willst, kannst Du jetzt eine Weile mit den Händen die Ohren verschließen und einen Augenblick der Stille genießen. Danach hören wi ein kurzes Gebet.

Pause

Manchmal,

für einen Augenblick,

halte ich ein,

mitten im Trubel des Tages,

verschließe meine Augen und Ohren,

und bin einen Augebblick glücklcih:

Ich bin nicht allein.

Du bist da, mein Gott.

Dia 3: Anrufen

"Hallo, wir stehen hier in Schwebheim und wissen nicth, wie wir zu euch kommen!"

Heutzutage ist es so einfach, nach dem richtigen Weg zu fragen und Auskunft zu erhalten.

Anruf genügt.

Und wenn ich mich nun unterwegs zur Mitte verirrt habe?

Wenn einer meiner Schritte schon wieder an den Rand und die Oberfläche geführt hat, weil mich schon wieder alles mögliche ablenkt?

Anruf genügt?

Ja, wenn das so einfach wäre.

Wie komme ich denn von der Matheprobe oder dem mrogendlichen Stau vor der Arbeit, vom Küchenherd oder Klingeln des Telefons zu Dir,

den die großen Beterinnen und Beter

Gott und Vater nennen,

Mutter und Weisheit,

guter Hirte und Erlösung?

Ich kann ihre Worte nachsprechen.

Aber ist es dann noch mein Anruf an Dich,

mein Ruf nach ganz innen und ganz oben und unten?

Du bist da, sagen sie.

Noch bevor wir nach dir suchen, bist du schon unser Gott.

Ich brauche keine Anrede mitzubringen,

noch nicht einmal einen vernünftigen Anfang.

Nur mich selbst.

Wenn es stimmt, dass du zuhörst,

dann will ich es wenigstens einmal probieren

mit einem Anruf bei Dir.

So ein Anruf kann ohne Worte sein oder ganz leise klingen. Man kann ihn aber auch ganz mutig singen, allein und gemeinsam mit anderen. Deshlab singen wir jetzt ein Lied:


Dia 4: Gehen

Als kleines Kind sehnen wir uns alle danach,

eindlcih aus eigener Kraft das zu tun,

was uns die ERwachsenen jeden Tag vormachen:

Gehen.

Wir ziehen uns mühsam empor und sind stolz über jeden Schritt, über den ersten wackeligen Gang.

Und wir sehen, wie schwer es alten Menschen fällt, die nicht mehr laufen können.

Jeder Schritt ist ein Geschenk.

Eine große Freude, ein Stolz,

Das vergisst sich so leicht beim Dahinbrausen im Auto, im Zug.

Daran denke ich nicht auf der Rolltreppe oder im Aufzug.

Gehen.

Kann man von "Schritten zur Mitte" reden,

von Dingen, die uns bewegen, und dabei sitzenbleiben?

Lasst es uns einmal ganz bewusst und dankbar versuchen,

das Gehen. Schließlich sind wir von Kindesbeinen darin geübt!

Wir stehen auf und vertreten uns erst einmal an Ort und STelle die Beine.

Von den Zehenspitzen zur Ferse abrollend, richtig auf großem Fuß.

Ein bisschen behindern uns unsere Schuhsohlen und die Absätze. Wie fühlt es sich eigentlich an, barfuß zu gehen? Weiß ich das noch?

Sieben Wochen sind eine lange Zeit, das Gehen ohne Schuhe wieder zu entdecken.

Vielleicht auf Sand oder durch flaches Wasser,

auf Graus und Teppichboden, im Wald und in der Wohnung.

Und nun: Das Gehen für Fort-Geschrittene.

Wir begeben uns auf einen kleinen Weg durch diesen Raum,

jede und jeder auf ganz eigene Weise,

nicht zu schnell,

gelassen und kontinuierlich, während wir weiter zuhören.

Dia 5 bis 7 entfällt.

8 und 9 nach Heft.

zurück zum Ablauf